Schwer behindert und leicht bekloppt?

Schon im November 2016 erschien das Buch „Schwer behindert / Leicht bekloppt“, ein Buch von Bernd Mann, das unter Mitarbeit von Christian Kenk und Holger Schaeben entstand. Letzterer hat mich damals für das Lektorat ins Boot geholt. Es war ein Lektorat der ganz besonderen Art, weil das Buch etwas ganz Besonderes ist. Es schildert die wahre Geschichte einer Freundschaft, die schöner nicht sein könnte. Und auch nicht ungewöhnlicher, obwohl diese Art Freundschaft eigentlich das Gewöhnliche sein sollte. Obwohl es jetzt schon zwei Jahre alt ist, ist es noch immer aktuell und eignet sich auch sehr gut als Weihnachtsgeschenk.

Cover

Cover „Schwer behindert – Leicht bekloppt“

Vom Finden des besten Freundes

Christian ist schwer körperbehindert, Bernd sein Pfleger und bester Freund. Kennengelernt haben sich die beiden vor vielen Jahren im Kinderzentrum Maulbronn, einer Klinik für Kinderneurologie und Sozialpädiatrie. Bernd ist zu dieser Zeit 21 Jahre jung und Zivi. Christian ist 15 und eigentlich schon zu alt für das Kinderzentrum. Er leidet an einer schweren, genetisch bedingten Dystonie. Seine Nerven lassen die Muskeln verrücktspielen, verursachen extreme Verspannungen und unkontrollierte Bewegungen.

Die beiden befreunden sich, unternehmen Ausflüge, fahren zusammen in Urlaub. Irgendwann ist klar, dass Bernd seinen Freund nicht im Heim lassen kann, dass er ihn zu sich holen muss. So kommt es, dass Christian ein echtes Zuhause findet. Bernd wird sein Pfleger und sein Manager. Umgekehrt zeigt Christian Bernd den Weg zu einer erfüllenden Berufung und wird mit seinem beinahe unerschöpflichen Optimismus zur Kraftquelle für Bernd.

Optimistisch in die Zukunft

Das Buch erzählt vom Wachsen der Freundschaft, von schönen und schweren Zeiten. Es klärt über medizinische Hintergründe auf, erzählt von Kämpfen mit Behörden und auch von Siegen, vom Unverständnis der Umwelt und von deren Unterstützung. 25 Jahre lang darf man die beiden sympathischen Freunde durch Höhen und Tiefen begleiten. Man darf sie im Alltag beobachten und mit ihnen durch die Welt reisen, um Vögel zu beobachten – Christians Lieblingsbeschäftigung.

Als Lektorin kann ich nicht einfach schnell über Stellen hinweglesen, wenn mir der Inhalt zu nahe geht. Ich muss dranbleiben und tief in den Text einsteigen. Also stellte ich mich auf eine belastende Lektüre ein, bevor ich mit dem Lektorat anfing. Doch es kam anders: „Schwer behindert / Leicht bekloppt“ ist ein optimistisches und humorvolles Buch, ein Buch, das Mut macht. Selbstmitleid darf schon mal sein, bleibt aber eine Episode, die zu neuen Ideen und Lösungen führt.

Es ist ein Buch, das zeigt, wie sehr die Pflege eines behinderten Menschen Opfer verlangt, aber auch welch großes Geschenk sie sein kann. Und es zeigt, wie sehr wir uns um Lebensformen bemühen sollten, durch die wir Menschen mit Behinderung in unsere Mitte holen und nicht wegsperren sollten. Am Ende sind einem Bernd und Christian längst ans Herz gewachsen. Man verlässt sie nur ungern und möchte wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Ich freue mich sehr, dass ich dieses wunderbare Buch lektorieren durfte. Danke!

Informationen

Bernd Mann: Schwer behindert/Leicht bekloppt. Eine Freundschaft über alle Handicaps hinweg. Sachbuch. 200 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag, 135 x 205 mm. Euro 19.80. ISBN 978-3-905896-58-9

Vieles hat sich inzwischen getan. Wer die beiden virtuell begleiten oder sie zu einer Lesung einladen möchte, kann bei den folgenden Links mehr erfahren:

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Herzlich willkommen!

Andrea Hahn, Foto: Chris Korner

Mein Name ist Andrea Hahn, und ich liebe es, Geschichten zu erzählen – Geschichten von Menschen, die mir begegnen, und Geschichten von Menschen, die unsere Welt längst verlassen haben. Außerdem besuche ich gerne Orte, die Geschichten zu erzählen haben, und liebe (fast) alles, was blüht, auf vier Beinen läuft, durch das Wasser schwimmt und die Luft fliegt. Auch davon schreibe ich.

Doch nicht nur ich schreibe hier, gerne nehme ich auch Gastbeiträge auf, die sich für die Seite eignen. Die Berliner Bloggerin Nina Süßmilch hat es vorgemacht.

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